Das Projekt VieLeS geht im zweiten Schulhalbjahr 2023/24 in die vierte Runde. Von insgesamt 117 Bewerber:innen konnten in diesem Projektzeitraum 33 Studierende einen Platz an einer der 22 Projektschulen ergattern. Da es in diesem Jahr weitaus mehr Bewerbungen Studierender als von Schulen angebotene Interventionsgruppen gab, konnten fast alle Plätze im Ganztagsangebot (GTA) an eine:n Studierende:n vermittelt werden.
Im Projekt VieLeS sammeln sie Praxiserfahrungen in allen Schularten, indem sie hier auf Honorarbasis selbstverantwortlich GTA-Gruppen mit dem Schwerpunkt „Sprachbildung“ leiten. Hier sollen die Studierenden auf motivierende Art Lese- und Schreibangebote initiieren. Das Angebot richtet sich zum einen an Schüler:innen mit besonderen Unterstützungsbedarfen (z. B. mit Deutsch als Zweitsprache oder Lese- und Rechtschreibschwäche) und zum anderen an alle Schüler:innen, die gerne im Nachmittagsband kreativ und aktiv Lesen und Schreiben üben möchten. Wie die Studierenden diese Idee erfolgreich umsetzen, zeigten die Ergebnisse des Wettbewerbs #VieleSchöneZeilen aus dem letzten Projektzeitraum. Die Gewinnerinnen des Wettbewerbs haben mit ihren Schüler:innen ein Comic, ein kreatives Schreibheft und eine phantasievolle Weltkarte zu Rechtschreibregeln erstellt.
Um den Studierenden das entsprechende Know-How für die Kleingruppenförderung und die Gestaltung ihrer GTAs an die Hand zu geben, bieten die Projekte von Praxis im Lehramtsstudium ein professionelles Begleitprogramm an. Die von den Student:innen stark nachgefragten Workshops geben neben theoretischem Hintergrundwissen praktische Methodentipps zur Arbeit mit bestimmten Zielgruppen oder Themen.
Workshop für Deutsch als Zweitsprache
Den Auftakt machte der Workshop „Der-Die-DaZ – Zielgruppe, Herausforderungen, Prinzipien und Methoden“ mit Dozentin und Projektkoordinatorin Theresa Birnbaum. In dem Kurs spielten folgende Fragen eine Rolle: Wie lernen Kinder und Jugendliche Sprachen? Welchen Unterschied gibt es zwischen Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache? Wer ist eigentlich mehrsprachig? Welchen sprachlichen Herausforderungen begegnen DaZ-Schüler:innen im Unterrichtsalltag und wie können Lehrkräfte sie hier unterstützen? Welche Methoden eignen sich für DaZ-Schüler:innen in der Kleingruppenförderung?
Um sich diesen Fragen zu nähern, nutzte die Dozentin Methoden der Selbsterfahrung, wie beispielsweise das Sprachenportrait, bei dem Studierende in eine Körpersilhouette alle Sprachen eintragen, mit denen sie persönlich etwas verbinden oder die sie sprechen, lesen, hören oder schreiben können.
Dass die Themen, die Studierenden bewegen, zeigt das Zitat einer Teilnehmerin im Anschluss an den Workshop: „Ich fand es spannend zu erfahren, woher eigentlich die Kinder kommen und mit wie vielen Sprachen sie tatsächlich aufwachsen. Und wie viele Formen es gibt, in Deutschland zu leben.“
Im letzten Drittel des Workshops konnten die Studierenden selbstständig Lernspiele ausprobieren, so beispielsweise Pantomime, TipToi-Bücher oder das Spiel „Haste Worte“, bei dem es um assoziative Wortbildungen geht. Zusätzlich hatte die Dozentin zahlreiche Anschauungsmaterialien wie DaZ-Lehrbücher, mehrsprachige Bilderbücher oder einen Kalender mit mehrsprachigen Gedichten mitgebracht.
Eine Herausforderung war es, den recht unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden zu begegnen. Während einige bereits viel Studienerfahrung aus dem Drittfach DaZ mitbrachten, begegnete anderen das Thema zum ersten Mal und es mussten zunächst Grundlagen zum DaZ-Lehrplan oder der Heterogenität der Zielgruppe erklärt werden. Dieser Eindruck wird auch von einer Teilnehmerin bestätigt: „Ich persönlich hätte wahrscheinlich sehr davon profitiert, noch mehr verschiedene Materialien anzusehen oder konkrete methodische Anregungen vorgestellt und erklärt zu bekommen, allerdings ist für mich absolut nachvollziehbar, dass zuvor Grundlegendes geklärt werden muss, wenn so viele Menschen mit verschiedenen Studienerfahrungen und Hintergründen zusammenkommen.“
Deutlich geworden ist in dem Workshop offenbar eins: „Was in mir den größten Eindruck hinterlassen hat, ist die Relevanz sprachbewussten Unterrichts auch außerhalb sprachlicher Fächer und wie wichtig es ist, dass es Schüler:innen ermöglicht wird, auf ihrem individuellen Sprachniveau zu lernen.“, wie es eine Teilnehmerin nach dem Workshop zurückmeldet. Diese Studentin sieht sich nach dem Workshop in ihrem Wunsch bestärkt „DaZ als Erweiterungsfach zu belegen“.
Workshop Lesen fördern in der Grundschule
Anfang März hatten die Studierenden Gelegenheit den zweiten Workshop im Rahmen von VieLeS zu besuchen, für den als Expertin Dr. Maria Reinhardt, Dozentin der Grundschuldidaktik Deutsch an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, eingeladen wurde. Dieser Workshop fand in den besonderen Räumlichkeiten des Literacy Labs auf dem Campus Jahnallee statt. Neben einer gemütlichen Lounge, die zum Lesen und Hören von Büchern einlädt, konnten die Teilnehmer:innen hier auf den bunten Plätzen in Form eines Miniatur-Amphitheaters Platz nehmen und den Worten von Maria Reinhardt lauschen, die aus ihrer langjährigen Dozentinnenpraxis theoretische Grundlagen einer geeigneten Lesedidaktik mit praktischen Beispielen veranschaulichte. Frau Reinhardt wies dabei vor allem auf die Bedeutung kompetenter Lehrkräfte für die Leseförderung hin: „Die alarmierenden IGLU-2021-Ergebnisse (veröffentlicht im Mai 2023) haben gezeigt, dass positive Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen wieder getilgt wurden und dass beim Thema Bildungsgerechtigkeit keine Fortschritte gemacht werden konnten. Leseunterricht und Leseförderung gehören zu den fundamentalen Kernaufgaben der Grundschulen, und auch gut ausgebildete (studentische) Leseförderkräfte könnten hier Unterstützung leisten.“ Im Workshop wurden daher auch die zentralen Ergebnisse und Implikationen der IGLU-Studie 2021 diskutiert und daran anknüpfend
Maßnahmen und Methoden zur Förderung des basalen, flüssigen und strategischen Lesens vorgestellt. Daneben konnten die Studierenden Einblick in geeignetes Lesefördermaterial und Lektüren für die Leseförderung in Kleingruppen gewinnen.
Das Projekt VieLeS lebt von den Schulen, die sich auf innovative neue GTA-Konzepte einlassen und Studierenden, die ihr Wissen und ihre Ideen aus dem Studium kreativ und motivierend an Schüler:innen weitergeben können. Die vielfältigen professionellen Begleitangebote bieten den Studierenden neben theoretischem Know-How viele praktische Anwendungsbeispiele, die sie auf ihre Kleingruppenförderung übertragen können. Weitere Ideen und Methodentipps bietet zusätzlich der Moodle-Kurs von Praxis im Lehramtsstudium, auf den alle Projektteilnehmer:innen Zugriff erhalten.
Ausblick auf VieLeS im Projektzeitraum 2024/2025
Wenn auch Sie am Projekt VieLeS teilnehmen möchten und zugleich vom Begleitprogramm profitieren wollen, können Sie sich für den nächsten Projektzeitraum ab Herbst 2024 wieder über die Projektwebseite bewerben.