Die Erforschung der Wirkung unserer Achtsamkeitsinterventionen ist Teil des Konzepts von ABiK. Die Leitung der Evaluation unterliegt Dr. Elisabeth Blanke. ABiK kooperiert mit einer Reihe weiterer Wissenschaftler:innen an der Universität Leipzig und darüber hinaus. Wissenschaftler:innen, die Interesse an einem Austausch oder einer Kooperation haben, sowie Studierende, die eine Qualifikationsarbeit zum Thema schreiben wollen, können sich gerne an uns wenden.
Aktuelle Studie für Lehrende an Hochschulen: Integration von Achtsamkeit
Achtsamkeitstrainings finden im Hochschulkontext für Studierende schon häufig Anwendung, meist mit der Intention einen gesunden Umgang mit Stress zu entwickeln oder Stress zu reduzieren (Ergas & Hadar, 2023). Auch für Lehrende gibt es mittlerweile einige dieser Kurse. Die Inhalte dieser Kurse unterscheiden sich im Entwickeln einer eigenen Achtsamkeitspraxis und in der Weitergabe der gelernten Praxis an Studierende. So können Dozierende in ihrer Lehre als Multiplikator:innen für eine achtsame Haltung und Praxis ihren Studierenden gegenüber wirken (Gruber & Leutner, 2003). Die Wirksamkeit der Trainings wurde vielfach untersucht (Blanke et al., 2024, Bamber & Kraenzle Schneider, 2016), allerdings gibt es wenig Forschung dazu, wie Achtsamkeit konkret in der Lehre umgesetzt wird. Deshalb sollen in dieser Studie, u.a. im Rahmen einer Masterarbeit hilfreiche und hinderliche Faktoren für die Implementierung von Achtsamkeit in die Hochschullehre untersucht werden. Zu diesen Faktoren können unter anderem die Erfahrungen mit der eigenen Achtsamkeitspraxis zählen oder auch das Kompetenzempfinden, Achtsamkeit vermitteln zu können.
Für eine kurze Online-Befragung suchen wir Lehrende an Hochschulen mit Interesse am Thema Achtsamkeit in der Hochschullehre.
Der Umfang der bisherigen Achtsamkeitserfahrung ist dabei egal, wir freuen uns über jede Teilnahme! Bitte auch an Kolleg:innen weitergeben.
Evaluation im Projekt ABiK
Achtsamkeit im Alltag und Achtsamkeitsförderung
Achtsamkeit beschreibt ein auf den aktuellen Moment gerichtetes, nicht-wertendes Gewahrsein von wahrnehmbaren geistigen Zuständen wie beispielsweise Sinneseindrücken, Körperwahrnehmungen, Gedanken oder Gefühlen. Es handelt sich um einen natürlichen Zustand, der erlernbar ist und somit durch Interventionen gefördert werden kann. Die Wirkung von Achtsamkeitsinterventionen auf das Wohlbefinden, Stresserleben sowie psychologische Symptome ist mittlerweile gut belegt (z.B. Goldberg et al., 2022).
Achtsamkeit wirkt sich auch auf die Lebensumwelt der Praktizierenden aus. So konnte gezeigt werden, dass Achtsamkeitsinterventionen dazu führen, dass sich Personen mehr für ihre Mitmenschen einsetzen (Berry et al., 2020). Aktuelle Forschung fokussiert nun auch positive Effekte von Achtsamkeit auf Nachhaltigkeit und Umweltverhalten (Geiger et al., 2019).
Forschungsinteresse im Projekt ABiK
Im Bildungssystem kann Achtsamkeit zum einen erfolgreiches Lehren und Lernen unterstützen, zum anderen können Bildungseinrichtungen eine Multiplikator:innen Funktion einnehmen, indem Lehrende ihre achtsame Haltung an Lernende weitergeben (Meiklejohn et al., 2012). Im Projekt ABiK werden die von Susanne Krämer entwickelten Programme MTP (Mindful Teachers Program), MSP (Mindful Students Program) und TMP (Teaching Mindfulness Program) angeboten. MTP wird sowohl für Lehramtsstudierende an der Universität Leipzig als auch für Lehrer:innen an Schulen in Sachsen angeboten. MSP ist ein äquivalentes Format für Studierende anderer Fächer und wird unter anderem im Bereich Schlüsselqualifikationen angeboten.
Darüber sollen in der kommenden Phase Formate für Schulleitungen, Lehrende an Hochschulen und Workshops für Hochschulmitarbeitende und Führungskräfte entwickelt und umgesetzt werden.
MSP-Formate an der Universität Leipzig: Erste Ergebnisse
Im ABiK Projekt wurde in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Kunzmann eine Studie durchgeführt, die die Wirkung des MTP bzw. des äquivalenten MSP-Formats untersucht.
Angelehnt an die evidenzbasierten Programme Mindfulness-Based Stress Reduction (Kabat-Zinn, 1994) und Mindfulness-Based Compassionate Living (Van den Brink & Koster, 2015) ist MTP dabei auf die universitäre Lehre für Lehramtsstudierende zugeschnitten. Studierende lernen im MTP/ MSP meditative Übungen in Ruhe und Bewegung, die einen heilsamen Umgang mit persönlichen Stressoren und globalen Krisensituationen befördern sollen. Die Trainer:innen regen Reflexionen zu eigenen Werten und Zielen an sowie zu der Frage, wie Achtsamkeit im (Berufs-)Alltag verkörpert werden kann. Im MTP werden also mögliche Auswirkungen von Achtsamkeit auf das Handeln im sozialen und ökologischen Umfeld, welches durch eine Zuwendung zu emotionalen Inhalten ermöglicht wird, explizit mitgedacht.
Uns interessiert dabei insbesondere, ob MTP und MSP das Wohlbefinden sowie die Entwicklung von prosozialem und pro-ökologischem Verhalten befördern. Zu drei Messzeitpunkten befragte das Team die Studierenden längsschnittlich im Selbstbericht und holte ergänzend Berichte zu den Teilnehmenden von ihnen bekannten Personen ein. Die Berichte der 203 MTP- und MSP-Teilnehmenden werden mit 302 Studierenden verglichen, die nicht am MTP-Kurs teilgenommen haben, um Veränderungen kausal auf die Kursteilnahme zurückführen zu können. Die Studie erstreckte sich über insgesamt drei Semester.
Die ersten Ergebnisse dieser Studie sind sehr vielversprechend: Die Kursteilnehmenden nahmen sich am Ende des Kurses im Vergleich zu den Kontrollteilnehmenden als achtsamer wahr als zu Beginn des Kurses, sie erlebten sich als weniger gestresst und zeigten im Alltag mehr pro-ökologisches Verhalten. Mit dem Kurs waren die Teilnehmenden sehr zufrieden, mit der Meditation zusammenhängende unangenehme Erfahrungen traten selten auf. Insgesamt gehen wir also davon aus, dass es sich beim MTP/MSP um ein Kursformat handelt, das von den Teilnehmenden akzeptiert und sicher sowohl individuelles Wohlbefinden als auch gesellschaftliches Engagement fördert.
Die ersten Studienergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Mindfulness veröffentlicht und sind öffentlich zugänglich (Open Access):
Beyond Individual Stress Reduction – The Mindful Students Program Benefits University Students and Their Environment
Die Daten der Studie werden weiter analysiert, weitere Veröffentlichungen sind in Vorbereitung.
Wissenschaftliche Evaluation des MTP-Formats an Schulen in Sachsen
Auch das Pilotprojekt zur Lehrkräftegesundheit zwischen dem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) und dem Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) haben wir an 30 sächsischen Schulen durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet.
Wir haben insgesamt 146 Lehrkräfte zu Beginn und zum Ende des MTP Kurses befragt. Nach dem Kurs waren signifikante Veränderungen feststellbar: Die Lehrkräfte berichteten unter anderem, weniger unter Stress und Burnout-Symptomen zu leiden, mehr Selbstwirksamkeit im Lehrberuf und stärkere Verbundenheit mit der Umwelt zu erleben und sich pro-ökologischer zu verhalten. Darüber hinaus nahmen die Lehrkräfte das Schulklima als verbessert wahr.
Auch die ergänzende Zukunftswerkstatt, ein Schulentwicklungsformat, an der 7 Schulen teilnahmen, wurde positiv aufgenommen. Die Teilnehmenden stimmten im Durchschnitt zu, dass für sie relevante Themen behandelt sowie konkrete Schritte zur Zielumsetzung erarbeitet wurden. Einige Teilnehmende meldeten nach zwei Monaten zurück, dass erste Schritte bereits umgesetzt wurden.
Die Ergebnisse der Lehrkräfte ähneln dabei den Ergebnissen der Studierenden: Sowohl persönliche Ressourcen wie auch gesellschaftliches Engagement waren nach dem Kurs gestärkt. Die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Lehrkräfte empfahl den Kurs weiter, negative Effekte von Meditationen konnten nicht festgestellt werden.
Insgesamt gehen wir also davon aus, dass das MTP auch bei Lehrkräften wirksam ist. Mehr über das Projekt ABiK und das Pilotprojekt können Sie in unserer Broschüre nachlesen:
PDF Pilotprojekt - Gesundheitsförderung an sächsischen Schulen
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