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Wie gelingt es uns eigentlich, die eigene Achtsamkeitspraxis in die Lehre zu integrieren? Welche Faktoren können dabei helfen und welche hindern uns vielleicht daran? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wird im Projekt ABiK eine Studie mit Lehrenden, die Interesse am Thema Achtsamkeit mitbringen, durchgeführt.

Wer sich mit Achtsamkeitskonzepten an Hochschulen beschäftigt, trifft zuallererst auf Kurse für Studierende. Achtsamkeit beschreibt die Fähigkeit, den gegenwärtigen Moment bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen. In der Praxis lässt sich das Konzept in formellen Übungen, wie Meditation, und in informellen Praktiken, wie dem achtsamen Zuhören im Alltag, anwenden. 

Achtsamkeitsübungen in der Hochschule werden oft dafür angewandt, dem Stress entgegenzuwirken, den die Abgabefristen, Klausuren und Abschlussarbeiten im Hochschulalltag so mit sich bringen. Gleichzeitig gibt es auch Kurse, die auf anderer Ebene wirken, indem sie Achtsamkeitskonzepte an Hochschullehrende vermitteln. Dabei wird unter anderem versucht, den Lehrenden eine andere Haltung und Herangehensweise an ihre Lehre und ihre Student:innen aufzuzeigen. Die Idee dahinter: Wenn Dozent:innen und Professor:innen ihre eigene Achtsamkeitspraxis schulen, können sie sie auch besser weitergeben. Bei der Weitergabe schöpfen einige Lehrende frei aus ihrer eigenen Praxis, indem sie Meditationen oder Übungen anleiten, die ihnen selbst gut getan haben. Andere führen kurze Übungen ein, wie eine achtsame Minute zu Beginn und zum Ende.

So beschreibt Michael Barton Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Leipzig die Wirkung der Achtsamkeitsübungen die er in den ersten 5 Minuten seiner Seminare durchführt „Achtsamkeit hilft bei Stressbewältigung, stärkt die Lebenszufriedenheit und verbessert auch zwischenmenschliche Beziehungen. Man lernt, neben empathischem Zuhören auch mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu horchen und auf die anderer einzugehen“. Und die Juraprofessorin Henrike Mattheis der Hochschule Biberrach ergänzt: „Dieser Einstieg in die Lehrveranstaltung tut den Studierenden und mir selber sehr gut und hat dazu geführt, dass die Studierenden sich auch erstmals als Personen wahrgenommen fühlen und nicht nur als „Leistende“. Dabei hat das der Leistung(sbereitschaft) natürlich keinerlei Abbruch getan, sondern eher neue Aspekte ermöglicht.“  Beide Lehrende besuchten dafür Kurse für Hochschullehrende: Hier eigneten sie sich Praktiken an, die sie in einem Aufbau- bzw. Zertifikatskurs strukturiert gelernt hatten, an Studierende weiterzugeben. Ein solches Modell wurde vom Bildungsunternehmen Achtsam.Digital mit dem Mindfulness Based Teacher Training (MBTT®1.0) sowie dem aufbauenden Zertifikatskurs Achtsame Hochschullehrende entwickelt. An der Universität Leipzig fanden diese statt und finden ab kommenden Semester durch das Projekt „Achtsamkeit in der Bildung und Hoch-/schulkultur“ entwickelte Formate statt, wie das „Mindful Teachers Training“ (MTP) für Lehrende und Führungskräfte an Hochschulen, ebenfalls ergänzt durch einen Zertifikatskurs.

Doch wie gelingt das „Weitergeben“? Genau diese Frage steht im Zentrum der Untersuchung, die sich mit der Integration von Achtsamkeit in die Hochschullehre befasst. In der Studie geht es um Faktoren, die eine achtsame Lehre befördern, aber auch um die Umstände, die Lehrende daran hindern, Achtsamkeit in ihre Lehrpraxis zu integrieren. Eine grundlegend neue Erhebung also, die das Konzept Achtsamkeit aus der Perspektive der Hochschullehrenden erarbeiten möchte. 

Vorerfahrung braucht es nicht für die Teilnahme, lediglich ein Interesse an Achtsamkeitskonzepten. Alle Hochschullehrenden sind daher herzlich eingeladen, an der Studie teilzunehmen!

 

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