Anlässlich des 8. Fachtages We/WTH-S/TC begrüßte der Arbeitsbereich Grundschuldidaktik Werken am 12. September 2024 gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung mehr als 100 Lehrkräfte, Studierende, Netzwerkpartner:innen und Dozierende der Fächer Werken, Technik/Computer sowie Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales an der Universität Leipzig. Im Fokus stand dabei das Thema „Mitwelt im Wandel wahrnehmen, verstehen und gestalten – Bildungspotenziale der Fächer des technischen Gestaltens in Forschung und Schulpraxis“.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Foto zeigt einen Blick von oben in einen großen gefüllten Hörsaal, während dein Redner am Pult steht und anhand einer Präsentation über Leinwand einen Vortrag hält. Ein Flügel rundet den vorderen Bereich des Hörsaals ab.
8. Fachtag We/WTH-S/TC 2024: Blick in den Hörsaal, Keynote 1 von Dr. Andreas Stettler, PH Bern, Foto: Arbeitsgruppe Werken

Ziel des Fachtages

Der Fachtag brachte Akteur:innen unterschiedlicher Disziplinen technischer Bildung aus Schulpraxis und den Hochschulstandorten Dresden, Chemnitz und Leipzig zusammen. Unter dem Titel „Mitwelt im Wandel wahrnehmen, verstehen und gestalten – Bildungspotenziale der Fächer des technischen Gestaltens in Forschung und Schulpraxis“ bot die Fortbildung die Möglichkeit und den Raum, über diesen thematischen Schwerpunkt zu diskutieren, Herausforderungen zu identifizieren und zukunftsweisend Perspektiven zu entwickeln. 

Keynote 1

Dr. Andreas Stettler (PH Bern)

Offenheit der Aufgabenstellung im Technischen Gestalten und kognitive Aktivierung

In seinem Referat verknüpfte Dr. Andreas Stettler Erfahrungen seiner langjährigen Unterrichtpraxis im Technischen Gestalten mit empirischen Forschungsergebnissen seiner Untersuchung in der Volksschule in der Schweiz (Stettler, 2023). Dabei folgte er diesen Fragen: Welcher Unterricht löst eine kognitive Aktivierung aus? Welche Kennzeichen brauchen Aufgaben die tiefes nachdenken auslösen und Kinder und Jugendliche begleiten, damit sie sich ins gedankliche Neuland wagen? Und wie gewinnt damit unser Unterricht im Technischen Gestalten mehr Qualität?

 

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Dr. Andreas Stettler hat langjährige Erfahrungen im Unterrichten des Technischen Gestaltens, Foto: Arbeitsgruppe Werken

Keynote 2

Traugott Haas (Uni Vechta)

"Zocken" und Werken – Gamebased Education im Werkunterricht?

3D-Drucker, CNC-Fräsern und Lasercutter werden zunehmend bedienfreundlicher und transportable Desktop-Varianten sind ortsunabhängig einsetzbar. Traugott Haas thematisierte in seinem Vortrag den Einsatz dieser Technologien als digitale Werkzeuge in der Schule mit dem Blick auf deren gestalterisch-technisches Bildungspotential. Dabei referierte er über MINECRAFT Education®, 2022 als digitale Schnittstelle zwischen Alltagswelt und Schule, zwischen Gamebased Education, Mathematik und Werken. Auf diese Weise entstehen zahlreiche Möglichkeiten, eine vielfältige Lernumgebung zu schaffen, die gleichermaßen traditionelle handwerkliche Fertigkeiten als auch werkstattorientierte digitale Bildung gewährleisten können.

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Werken digital? - Traugott Haas spricht über Gamebased Education in seinem Vortrag, Foto: Arbeitsgruppe Werken

Hochschulgespräch

Zum Hochschulgespräch, welches vom Studiendekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Roland Happ moderiert wurde, nahmen Vertretungen aller drei Universitäten (Leipzig, Dresden, Chemnitz) statt. Neben den Professuren, die die Module in der Lehrerinnenbildung mit Bezug zu den Fächern WTH/S und Werken vertreten, bzw. Mitarbeitenden, die in den Modulen lehren, waren auch der Leiter des ZLS, Alexander Biedermann, sowie Torsten Bechstädt als Vertreter des Sächsischen Ministeriums für Kultus anwesend. Die Teilnehmenden tauschten sich aus und arbeiteten zentrale Herausforderungen, z.B. mit Bezug zur Sicherstellung der Lehrangebote sowie in der Verzahnung der unterschiedlichen Phasen der Lehrer:innenbildung, heraus. Als besonders bedeutsam für die Zukunft der Qualitätssicherung der Lehre wurde die Sicherstellung der Nachwuchsförderung in den wissenschaftlichen Disziplinen (in den Fachdidaktiken) betont und Perspektiven der Zusammenarbeit eruiert. 

In der zweiten Hälfte wurde der Teilnehmer:innenkreis um die Keynote-Speaker Dr. Andreas Stettler und Dr.in Sarah Rhyser von der PH Bern sowie Traugott Haas von der Universität Vechta erweitert. Die Kolleg:innen gaben Statements (Diskussionsbeiträge, Einblicke) zu folgenden Leitfragen:

  1. Wie verortet sich „technisches Gestalten“ für die Standorte im schulischen Fächerkanon? Wie spiegelt sich das in der Lehrer:innenbildung wieder?
  2. Wie gestaltet sich die Kooperation und Vernetzung zwischen den Hochschulstandorten mit den zuständigen Ministerien?
  3. Welche inhaltlich-fachliche Relevanz hat das Tagungsthema in den Lehrplänen? Welche Potentiale für die Weiterentwicklung von Lehrplänen sind zu erkennen? Welche inhaltlich-fachliche Relevanz hat das Tagungsthema für die Arbeit der Teilnehmenden in Lehre und Forschung aktuell?

Zum Abschluss des Gespräches wurde festgelegt, dass der Fachtag im kommenden Jahr an der Universität Dresden stattfinden wird. 

Austausch und Abschluss der Fachtagung

Im Programmpunkt „Austausch und Abschluss“ wurde von Prof. Kim Lange Schubert und Dr. Annett Steinmann eine abschließende Zusammenführung und Übertragung des Inputs aus Workshops und Fachvorträgen auf die Schulpraxis angeregt. Im THINK-PAIR-SHARE Format konnte fachintern (We / WTH-S / TC) zu folgenden Fragen digital abgestimmt werden:

  • Was nehme ich heute mit? 

  • In welchem Lernbereich meines Fachlehrplans sehen Sie Umsetzungsmöglichkeiten? 

  • Was brauche ich um die neuen Impulse in die Schulpraxis umzusetzen? 

Im Plenum wurden diese Positionierungen sichtbar und diskutiert. Für die erste Frage können Inspirationen und reichhaltige Impulse für alle Fächer konstatiert werden. Auch eine Übertragbarkeit der Fachtaginhalte auf verschiedene Lernbereiche der Fachlehrpläne wurde als vielfältig stimmig gewertet. Im sensibelsten Punkt der konkreten Umsetzung der neuen Impulse in der aktuellen Praxis wurden vor allem die Faktoren Zeit und Ressourcen (personell und finanziell) genannt und stark gemacht.

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Was brauche ich um die neuen Impulse in die Schulpraxis umzusetzen?, Foto: Arbeitsgruppe Werken

Die Workshops im Rückblick

Workshop 1

Erik Pomplitz (Kulturwarenfabrik Leipzig)
Handwerk in die Schule bringen

Der Verein manufactur e.V. bietet Kurse für Grundschulklassen und Workshops für Lehrkräfte zu Holzbau und den Umgang mit Werkzeugen. Der Workshop zielte auf Brücken von der Werkstatt zum Schulunterricht und Hort. Wie können Handwerker:innen und Lehrer:innen in Kooperation Praxisprojekte umsetzen und die Talente von Grundschulkindern im Sinne einer Selbstwirksamkeit entwickeln? 

 

Workshop 2

Lydia Wagner (Fachberater:in Werken)
Austauschen-Erproben-Mitdenken: Den Werkstoff Papier entdecken - konstruktive Möglichkeiten im Anfangsunterricht

Die Fachberater:innen Grundschule stellten verschiedene Unterrichtsideen bereit und luden zum Erproben und zum fachlichen Austausch ein. Am Beispiel des Werkstoffs Papier wurden Lerngelegenheiten für gestalterisch-technische Bildungsinhalte erprobt und diskutiert.

 

Workshop 3

Dr. Annett Steinmann / Dorothée Bauer (Universität Leipzig)
Bildungspotentiale und Leitideen einer inklusionsorientierten Fachdidaktik im technischen Gestalten des Primarbe-reichs am Beispiel der japanischen Fadenbindung 

Im Workshop wurden die Bildungsabsichten und -potentiale der Fachdidaktik Werken als technisches Gestalten sowie grundlegende Leitideen einer inklusionsorientierten Fachdidaktik behandelt. Darauf aufbauend wurde in einem fachpraktischen Teil die japanische Fadenbindung erprobt sowie fachtheoretisch reflektiert. 
 

workshop 4

Monika Hennig (Universität Reutlingen)
Konstruktion einer Warmhaltebox nach dem StartlearnING-Prinzip

Das StartlearnING-Projekt entwickelt und evaluiert Unterrichtsbausteine zum technischen und naturwissenschaftlichen Unterricht um fachbezogene Lernzugänge themenorientiert zu vernetzen. In diesem Workshop wurde ein Unterrichtsbaustein mit Schnittmengen für die naturwissenschaftliche und technische Perspektive im Sachunterricht vorgestellt und praktisch erprobt. Dabei standen die Förderung anschlussfähiger naturwissenschaftlicher und technischer Kompetenzen im Übergang von der Grund- zur weiterführenden Schule im Zentrum. 


Quellen:
Binder, M. (2013): Zum Verhältnis von Planen und technischem Handeln. Beobachtungen, Reflexionen und Folgerungen für den Technikunterricht. Zeitschrift für Technik im Unterricht, 38(150), 5-15. Hennig, M. (2020): Ingenieurstudierende konstruieren. In: tu: Zeitschrift für Technik im Unter-richt 45 (178), S. 38–40. Schmayl, W. (2010): Didaktik allgemeinbildenden Technikunterrichts. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. VDI (1993): Richtlinie VDI 2221. www.vdi.de/technik/fachthemen/produkt-und-prozessgestaltung/fachbereiche/produktentwicklung-und-mechatronik/themen/rilis-methodik/richtlinie-vdi-2221

 

Workshop 5

Nicolas Arndt (Universität Oldenburg)
Computational Thinking in der Grundschule

Computational Thinking oder „thinking like a computer scientist” ist eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Das Unterteilen komplexer Probleme in kleinere Teilprobleme, systematisches Analysieren und Lösen mit Konzepten und Verfahren der Informatik ermöglicht es Kindern bereits im Grundschulalter sich in einer digitalisierten Welt zu orientieren, mitzuwirken und zu handeln. Der Workshop verknüpfte diese Fähigkeit mit sächsischen Lehrplänen und bot die Möglichkeit Lehrmaterialien für den Unterricht mit und ohne Computer zu erproben. 

 

Workshop 6

Dr. Stefan Blumenthal & Johanna Beutin (Universität Rostock/ProWood)
Vom heißen Draht zum digitalen Produkt

Die Lehreinheit Werken an der Universität Rostock in Kooperation mit der ProWood Stiftung ermöglichte der Einblicke in das Projekt teachwood. Dieses Projekt richtet sich an Grundschullehrkräfte. Praxisorientiert wird handwerkliches Fertigen zur Lösung technischer Probleme genutzt und mit digitalen Fragestellungen verknüpft. 
Der Workshop zeigte eine Sequenz des Projektes. In dieser wurde mit Hilfe eines Microcontrollers der gut bekannte heiße Draht um eine Anti-Schummel-Einheit ergänzt. So wurde aus einem selbst gefertigten analogen zudem ein selbst programmiertes digitales Produkt. 
 

Workshop 1

Antje Goller (Universität Leipzig)
Bildung für nachhaltige Entwicklung – Grundlagen und unterrichtliche Umsetzung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist als Querschnittsthema für jedes Unterrichtsfach relevant. Im Workshop wurden grundlegende Kompetenzen und Methoden, die mit BNE verknüpft sind, besprochen um den praktischen Transfer in die konkreten Unterrichtsfächer der Teilnehmenden aufzubauen. Hierbei konnte sowohl Bestehendes diskutiert als auch neue Ansätze entwickelt werden.

Workshop 2

Jolien Kirchner & Dr. Antje Wagner (Universität Leipzig)
Berücksichtigung aktueller Ernährungskonzepte im Fächerverbund WTH/S

In diesem Workshop wurden aktuelle Ernährungstrends mit den Lehrinhalten des Fächerverbunds WTH/S verknüpft. Thematisiert wurde, wie die verschiedenen Ernährungskonzepte fachwissenschaftsübergreifend in den Unterricht integriert werden können, um Schülerinnen und Schüler für eine nachhaltige Ernährung zu begeistern und ihnen praktische Fähigkeiten für ein umweltbewusstes Handeln zu vermitteln.

Workshop 3

Stanley Schilling-Friedemann, Michel Meß, Prof. Dr. Roland Happ (Universität Leipzig)
KI-Tools zur Unterrichtsunterstützung

Dieser Workshop zielte darauf Lehrkräften praktische Anwendungen von KI für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen vorzustellen. In einem speziell entwickelten Online-Kurs erlernten die Teilnehmenden den Einsatz von KI-Tools zur Optimierung ihrer Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung. Darüber hinaus bot der Workshop die Gelegenheit, neue Methoden der Aufgabenbearbeitung zu entdecken, Erfahrungen mit fortschrittlichen KI-Anwendungen zu sammeln und effektive Unterstützungsstrategien für den Lehralltag zu entwickeln sowie Fragen zur Anwendung der Tools zu stellen.

Workshop 4

Torsten Kreher & Prof. Dr. Hannes Saas (Universität Leipzig)
Heute, morgen, übermorgen - Berufswahlkompetenz im Wandel der Mitwelt stärken

Die aktive Begleitung individueller Berufsorientierungsprozesse ist und bleibt eine herausfordernde Aufgabe im WTH/S-Unterricht, vor allem weil sich auch die Einstellungen und Anforderungen junger Generationen wandeln. Im Workshop wurden mögliche Unterrichtsmaterialien vorgestellt und ausgehend von den eigenen Erfahrungen und aktuellen Entwicklungen, Unterrichtsideen entwickelt und diskutiert.

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