Im Rahmen des Mindful-Students-Program habe ich mich das erste Mal intensiv mit dem Thema Achtsamkeit auseinander gesetzt.
Achtsamkeit bedeutet für mich, dass man versucht im Moment zu leben und die Gedanken bewusst wahrnimmt, ohne diese zu bewerten. Es geht darum, seine eigenen Emotionen zu erkennen und wenn nötig, auch loslassen zu können.
Damit ist auch gleich eines der Ziele der Achtsamkeitspraxis benannt worden, nämlich die Emotionsregulation. Zu diesem System zählt das Alarmsystem, das Antriebssystem und das Beruhigungssystem. Bei den ersten beiden genannten, wird ein hohes Stressniveau aktiviert. Das Alarmsystem lässt uns Gefahren erkennen und stellt Strategien bereit mit diesen Situationen umzugehen. Das Antriebssystem dient wiederum dazu, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, beispielsweise nach Nahrung und Sicherheit, aber auch nach Liebe und Selbstverwirklichung. Das Beruhigungssystem ist bei einem niedrigen Stresslevel aktiv, das heißt, wenn wir entspannen. In unserer heutigen Gesellschaft ist vor allem Leistung gefragt und man will bzw. soll immer schneller immer mehr erreichen. Ist dies nicht der Fall, wird es häufig mit Schwäche assoziiert. Daher überwiegt oft das Alarm- und Antriebssystem, was ich auch bei mir selbst beobachten konnte. Dies ist auf Dauer nicht förderlich für die Gesundheit, eigentlich sollte eine gesunde Balance herrschen. An dieser Stelle kann man die Achtsamkeitspraxis nutzen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen oder zumindest anzugleichen. Ich habe selbst im Laufe des Kurses gemerkt, dass ich mir wieder mehr Entspannung und Pausen gönne, als zuvor. Vor allem nach dem Bodyscan habe ich mich immer sehr entspannt gefühlt. Aber auch der Atemraum und die Mitgefühlsmeditation haben mich immer sehr beruhigt und mir dabei geholfen, die positiven Sachen vor Augen zu führen und damit besser in den „Rest and digest“-Modus zu gelangen. Alle Übungen lassen sich sehr gut in den aktuellen Alltag integrieren, da sie nicht von langer Dauer, aber dennoch wirksam sind.
Außerdem haben wir im Seminar eine Übung vorgestellt bekommen, bei der ich mir auch im stressigen Arztalltag vorstellen kann, diese anzuwenden. Das ist die Kurzform HALT. Diese dauert nur wenige Sekunden und lässt einen mit etwas Übung die Gefühle wesentlich besser kontrollieren, wodurch man zielgerichteter handeln kann und negative Emotionen loslässt. Ich glaube, dass dies in der späteren Tätigkeit sehr wichtig sein wird, da man nicht nur mit Gesundheit und Heilung konfrontiert wird, sondern auch Menschen beim Sterben begleiten und schwierige Situationen bewältigen muss.
Die Auswirkungen, die das regelmäßige Durchführen von Achtsamkeitsübungen hat, sind sehr vielfältig. Dazu zählt zum Beispiel die bessere Konzentration, die Reduktion von Stress, die Entwicklung oder Verbesserung von Mitgefühl und sozialer Kompetenz, als auch der verbesserte Umgang mit den eigenen Emotionen.
Einer der Hauptgründe, warum ich mich für dieses Seminar entschieden habe, war die Reduktion von Stress, bzw. um zu lernen, wie man mit diesem am besten umgeht. So habe ich beispielsweise bei mir festgestellt, dass ich in stressigen Situationen oft denke, dass es nicht schaffe, alles zu lernen, weil viel zu viel Stoff auf eine sehr kurze Zeit abverlangt wird. Dies hat in mir ein Gefühl der Sorge und innerliche Unruhe hervorgerufen. Durch diese Anspannung habe ich häufig Verspannungen im Nackenbereich bemerkt, welche dann teilweise auch in Kopfschmerzen resultierten.
Normalerweise betrachtet man seine Gedanken gar nicht genauer, da sie automatisch sind, aber jetzt hat man genau dazu die Möglichkeit. Man hält diese an, betrachtet sie und überlegt im nächsten Schritt, ob sie gerade sinnvoll oder irrational sind. Nun kann man mit mehr Ruhe und Bedachtheit an die Situation herangehen und das Gefühl von Stress dominiert nicht mehr. Ich habe in diesem Seminar sehr viel über den Zusammenhang von Körper und Geist gelernt und dass man mehr seiner Gedanken und den daraus resultierenden Reaktionen beeinflussen kann, als zunächst gedacht. Ich war zu Beginn eher skeptisch gegenüber einigen Methoden, doch beim Durchführen dieser habe ich gemerkt, dass sie mir tatsächlich weiterhelfen.