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Der fünfte Artikel aus der Reihe „Statements von Studierenden“ kommt diesmal von Leonie Steuer, Lehramtsstudentin und TMP-Absolventin. Sie hebt das gemeinsame Wohlbefinden für eine gesunde Entwicklung hervor, sowie eine stärkere Verbundenheit und bessere Atmosphäre im Klassenverband und in der Schulgemeinschaft.

Was möchte ich durch Achtsamkeit in die Schule bringen? 

Durch Achtsamkeit möchte ich in der Schule Raum für Stille schaffen in einer schnellen, reizüberfluteten, lauten Welt (und Schule). Mir ist aufgrund meiner eigenen Achtsamkeitserfahrungen bewusst, dass ich mindestens genau so viel von Achtsamkeitsmomenten in der Schule profitieren kann, wie meine Schüler:innen. Ich möchte es meinen Schüler:innen und mir ermöglichen, durch kurze, aber regelmäßig praktizierte Achtsamkeitsübungen im Moment anzukommen und den Fokus auf das gemeinsame Hier und Jetzt zu lenken. Es erscheint mir nahezu absurd, als Lehrkraft ein gemeinschaftliches und konzentriertes Lernen einzufordern, wenn man bedenkt, welche persönlichen, schulischen und außerschulischen Themen meine Klasse und mich täglich beschäftigen, während des Unterrichts jedoch nicht gelöst werden können. Umso wichtiger erscheint es mir, gerade am Anfang einer Unterrichtsstunde einen Moment der Achtsamkeit einzubauen, der zumindest kurzfristig die Möglichkeit gibt, Vergangenes und Zukünftiges abzulegen, und der trotz aller Heterogenität eine gemeinsame Unterrichtsbasis schafft. Bewusst und regelmäßig Zeit für Achtsamkeit im Unterricht einzuplanen heißt für mich immer auch, dem leistungsfreien und nichtwertenden Blick auf den Menschen Bedeutung zu geben. Ich möchte meinen Schüler:innen dadurch signalisieren: Es ist mir wichtig, dass es uns allen miteinander jetzt und langfristig gut geht. Dieses Ziel steht über allem und hat Vorrang vor jeglichem inhaltlich-fachlichen Arbeiten. 

Doch Achtsamkeit geht für mich über die gemeinsam praktizierte Achtsamkeitsübung oder das Unterrichtsfach Achtsamkeit im schulischen Rahmen hinaus. Achtsamkeit bedeutet für mich, langfristig einen besseren Zugang zu meinem Körper, zu meinen Emotionen und Bedürfnissen zu entwickeln. Diesen Zugang wünsche ich mir nicht nur für Lehrer:innen in ihrem Burnout gefährdeten Alltag, sondern auch für Schüler:innen, die im Schulsystem lernen, sich möglichst schnell an äußere Anforderungen anzupassen, um gute Leistungen zu erzielen, und dabei häufig keine Verbindung zu sich selber haben. Achtsamkeitsübungen können der Ausgangspunkt für die Fähigkeit sein, zu artikulieren, was man braucht, oder was die persönlichen Grenzen überschreitet. Eine achtsamere Haltung in der Schule macht somit auch bessere Beziehungsarbeit möglich: Ich glaube, dass ein Mensch, der stärker in sich und im Moment ruht, automatisch besser darauf eingehen kann, was sein Gegenüber braucht. Für mich als Lehrerin heißt das zum Beispiel, früher zu erkennen, welches Bedürfnis meine Lerngruppe im Augenblick hat, statt in Gedanken bereits bei der nächsten Klassenarbeit zu sein, für die bestimmte Anforderungen erreicht werden müssen.

Durch das Integrieren von Übungen wie dem Achtsamen Dialog möchte ich außerdem fördern, dass wir uns in der Schule offener begegnen und uns besser zuhören, statt vorschnell Menschen, Leistungen und Meinungen zu beurteilen. Dies ist nicht nur für Gespräche im Rahmen des Unterrichts von Bedeutung, sondern auch für Gespräche mit Eltern und unter Kolleg:innen. Insgesamt wünsche ich mir, durch Achtsamkeit einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, eine stärkere Verbundenheit und bessere Atmosphäre im Klassenverband und in der Schulgemeinschaft zu schaffen.