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Dominik Becher und Ellen Hofmann konnten im Rahmen der Projekte Digitales Klassenzimmer und TrauM an der re:publica, der führenden Konferenz für die digitale Gesellschaft, in Berlin teilnehmen, um neue Impulse für digitales Lehren und Lernen in Lehramtsausbildung und Schule zu bekommen. In diesem Bericht nehmen Sie die beiden mit und schildern ihre Eindrücke.

re:publica 2024 – WHO CARES?

27. und 28. Mai – Ellen Hofmann berichtet:

Als Teilnehmerin durfte ich in den ersten beiden Tagen eine Fülle von Diskussionen, Vorträgen und Workshops erleben, die sich um Themen des digitalen Zeitalters und Wandels drehten. Das Festival war überwältigend, die Auswahl zwischen teilweise bis zu 20 gleichzeitig stattfindenden Panels schier eine Qual. Unter dem Motto „Who Cares?“, das insbesondere auf die Krise im Pflegebereich abzielte, lag der Fokus vor allem auf dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Es wurde aufgezeigt, diskutiert und debattiert, welche Potenziale und Herausforderungen KI für die verschiedenen Bereiche wie Arbeitswelt, Verwaltung, Pflege, Klimawandel, Kriegsführung, Bildung, Journalismus oder Tod und Trauer hat. Die Speaker präsentierten KI vorrangig unter einer positiven Nutzungsperspektive. So wurde deutlich, wie wir bereits jetzt von KI profitieren, etwa durch Faktenchecks und die Unterstützung in komplexen Entscheidungsprozessen. Ein spannender Aspekt ist die bevorstehende Integration von AI-Bots in sämtliche Meta-Plattformen, was die Landschaft der sozialen Medien signifikant verändern könnte.

Ein persönliches Highlight war der Besuch am Stand von ANA, eine auf Empathie trainierte KI, mit welcher ich eine emotionale und kreative Geschichte schreiben durfte.

 

28.05. und 29. Mai  – Dominik Becher berichtet:

Besonders interessierte mich die TINCON, ein kompletter Veranstaltungs- und Programmbereich speziell für Jugendliche, die als Plattform dient, um über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Welt zu lernen und zu diskutieren. Es ist auch ein Safe Space für junge Menschen, denn teils durfte man nur bis zum Alter von 25 Jahren an den Workshops teilnehmen. Sehr gute Vorträge, die ich hier besuchte, handelten von der Erkennung rechtsextremer Symbole auf TikTok (Susanne Siegert), einem KI Podcast, der von KIs moderiert wurde und der kritischen Auseinandersetzung mit Lootboxen im Gaming (Tim Pfeilschifter).

Im Hauptprogramm beindruckte mich die Session mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der durch seine klaren Worte und sein Engagement für mehr Studienplätze und die Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt viel Zustimmung erhielt und auch rhetorisch einen sardonischen Humor fährt, mit dem ich durchaus etwas anfangen kann. Zum Thema KI sagte er: “In der Pflege nein, in der Bürokratie unbedingt!” (Ärzte und Ärztinnen verbringen 30% ihrer Zeit mit Dokumentation). Das Thema KI wurde auch kritisch beleuchtet, vor allem durch viele Veranstaltungen zur Frage von Faktenchecks. Bemerkenswert waren hier die Präsentationen von CORRECTIV und Volksverpetzer. Zum Nachdenken regte auch der Beitrag zu KI und Neurodiversität von André Frank Zimpel an. Hoffentlich verpassen wir nicht die Chancen auf KI, die mit Pluralität umgehen und von ihr profitieren können, während die Big Tech Modelle der Mainstream-Intelligenz (noch) nachlaufen. Auch der ehemalige Digitalminister Taiwans Audrey Tang führte ein nerdig-inspirierendes Interview zum Thema „Democracy Tech“ – Pluralität, statt Singularität war hier ebenfalls die Devise aus dem Land mit den wichtigsten Chip-Herstellern der Welt. Fulminant war die Kritik von Esra Karakaya am Finanzierungsmodell der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, welche inhaltlich zum Nachdenken anregte und gleichzeitig als beste Stand-Up-Comedy enorm unterhaltsam war – empfehlenswert, auch zum Nachsehen
Insgesamt waren es für uns je zwei sehr intensive Tage der Medienbildung, die uns gewiss gerädert haben. Die Ausbeute ist, neben den Inhalten, ein gutes Gefühl für den Puls der Zeit in der Netzkultur.

Auch im Juni wird das Digitale Klassenzimmer weiter on Tour sein. Wenn der Newsletter erscheint, sind Sarah Bischof und Laura Greulich gerade frisch aus Valencia zurück. Sie waren dort, um auf der HEAd‘24 Konferenz, die internationale Akteure der Hochschulbildung zusammenbringt, die Erkenntnisse zum Seminar Classroom Goes Future in einer Postersession zu präsentieren. Weiterhin erhoffen sie sich viele gewinnbringende Impulse und Ideen für eine fortschrittliche Gestaltung der Lehramtsausbildung und Hochschullehre zu bekommen. Das Team vom Digitalen Klassenzimmer wird berichten. 

Förderhinweis: Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.