Nachricht vom

Der dritte Artikel aus der Reihe "Statements von Studierenden" befasst sich diesmal mit dem Thema Achtsamkeit und nachhaltiges Verhalten und ist aus der Reflexion eigener Erfahrungen im Mindful Students Program (MSP) entstanden. Dies ist ein SQ Modul, das für alle Bachelorstudierenden angeboten wird, um durch theoretische und praktisch Grundlagen von Achtsamkeit das verantwortungsbewussten Verhalten gegenüber sich selbst, der Mit- und Umwelt zu stärken. Der Beitrag kommt diesmal von der Psychologie-Studentin Amelie Polosek. Sie stellt heraus, wie das Einlassen auf die Problematiken unserer Zeit oft überfordert, sie durch die Praxis der Achtsamkeit aber einen konstruktiven Umgang gefunden hat. Ergänzend benennt sie erhöhtes werteorientiertes Handeln und den entstehenden Gemeinsinn.

Achtsamkeit und Nachhaltiges Verhalten

Das Verständnis der UNESCO von nachhaltigem Verhalten in ihren „Sustainable Development Goals“ hat mich beeindruckt, und mir die Augen geöffnet, wie viele Bereiche Nachhaltigkeit umfasst und wie stark alles miteinander zusammenhängt. Gleichzeitig war ich aber auch geschockt davon, wie viele aktuelle Probleme es weltweit gibt. Natürlich waren sie mir alle nicht neu, aber sie so auf einen Blick zu sehen, hat mich überfordert.


Und das ist auch der Punkt, an dem die Achtsamkeit ansetzen kann. Sie kann eine wichtige Ressource im Umgang mit negativen Emotionen wie Hoffnungslosigkeit und Wut sein. Achtsamkeit als Basis ermöglicht eine bewusste, konstruktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Problematiken, ohne von Affekten getrieben zu sein. Mittels der achtsamen Haltung kann man sich innere Widerstände oder affekt-getriebene Reaktionen bewusst machen, um anschließend bewusst entscheiden zu können, ob man ihnen nachgibt oder einen anderen (rationalen) Weg wählt.

Durch diese Faktoren lassen sich ggf. auch die Ergebnisse der ABiK Studie erklären, die neben erhöhter Achtsamkeit und reduziertem Stress auch gestärktes umweltbezogenes Verhalten feststellen konnte.


Achtsamkeit beeinflusst aber nicht nur den individuellen Umgang mit der Wahrnehmung von Krisen und Bewältigungsmöglichkeiten, sondern bis zu einem gewissen Grad auch interpersonelle Beziehungen. Einerseits weil ich anderen dabei helfen kann mit den Emotionen umzugehen, aber auch weil ich auf Probleme aufmerksam und sie in meinem Bekanntenkreis präsent machen kann. In der zwischenmenschlichen Beziehung ist es wichtig, aufeinander einzugehen, sich gegenseitig zu verstehen und das ist nur möglich, wenn man andere nicht vorverurteilt und ihnen nicht mit einem „ich bin besser als du“-Mindset begegnet. Auch dabei kann Achtsamkeit helfen, um nachhaltig offene und konstruktive gesellschaftliche Diskussionen zu führen, zum Beispiel indem man akzeptierend und nicht-wertend reagiert und Verständnis für die verschiedenen Standpunkte aufbringt.


Am Beispiel der ökologischen Nachhaltigkeit lässt sich der Einfluss der Achtsamkeit gut darstellen. Grundlage dessen ist die Werteorientierung. Denn erst wenn man seine eigenen Werte kennt und sie sich bei alltäglichen Entscheidungen präsent macht, kann man nach ihnen handeln. Mit der Impulsdistanz lässt sich das im Alltag ganz praktisch umsetzen, beispielsweise indem man sich vor der Kaufentscheidung einen Moment Zeit nimmt, um seine Werte zu reflektieren und zu entscheiden, ob der Kauf wirklich notwendig ist. Dadurch können wir das Konsumverhalten nachhaltig verändern.


Das interpersonelle Denken hilft mir dabei, das große Ganze, die Allgemeinheit zu bedenken und zu reflektieren, inwiefern sich meine eigenen Handlungen auf die Gesellschaft auswirken. Auch Dankbarkeit ist eine wichtige Einstellung im Kontext der Nachhaltigkeit, da sie es einerseits ermöglicht, die Lieferketten und all die Arbeit und Ressourcen wertzuschätzen, andererseits weil sie dem Höher-Schneller-Weiter-Trend entgegenwirkt. Außerdem kann Dankbarkeit Hoffnung spenden, wenn man sich trotz der scheinbaren Stagnation auf die bereits erreichten Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel fokussiert.

Der Kurs hat mir außerdem ein bisschen Hoffnung für die Zukunft der Gesellschaft gegeben, weil ich Menschen kennenlernen durfte, die interessiert an wichtigen sozialen und ökologischen Themen sind und der Welt mit Liebe und Toleranz begegnen.